Künftige Wärmeversorgung in Kreuzberg

Nach Hönningen und Liers konnten sich nun auch die Bürger:innen in Kreuzberg über kalte Nahwärme als mögliche Energieversorgung für die Zukunft informieren. Denn noch sind viele Haushalte auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe ohne dauerhafte Wärmeversorgung.

Alle Fragen zum Thema kalte Nahwärme beantwortete Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz bei einer Online Bürgerversammlung am 24. August 2022, die von Paul Ngahan, stellvertretender Abteilungsleiter nachhaltige Energieversorgung und Referent für nachhaltige Wärmeversorgung der Energieagentur Rheinland-Pfalz, organisiert und moderiert wurde.

Kalte Nahwärme

Prof. Giel eröffnete seinen Vortrag mit einer Einführung zum Thema kalte Nahwärme und ging auf die Entstehungsgeschichte und Funktionsweise der kalten Nahwärme ein. Er erklärte den Netzaufbau und warum eine höhere Teilnehmerzahl ein Netz wirtschaftlicher macht. Auch den Vergleich zur warmen Nahwärme erläuterte Prof. Giel: Die Vorteile der kalten Nahwärme bestehen darin, dass einfache PE-Leitungen verwendet werden können, da bei Vorlauftemperaturen von 5 bis 15°C keine Isolierung der Rohre notwendig ist. Mittels einer Wärmepumpe kann diese Temperatur auf Heißwasserniveau angehoben werden, an heißen Tagen aber auch zum Kühlen genutzt werden. Außerdem können bestehende Systeme mittels neuer Anschlussringe wachsen und auch weitere Erdsonden können einfach nachträglich angeschlossen werden.       

Es folgten einige Anschauungsbeispiele, wo die kalte Nahwärme schon im Einsatz ist und wie sie dort funktioniert. Dann ging Prof. Giel auf die kalten Nahwärmenetze ein, deren Planungen in anderen Gemeinden im Ahrtal bereits angelaufen sind und erläuterte am Beispiel Altenburg, wie das Netz in Kreuzberg aussehen könnte. Es folgte ein kurzes Rechenbeispiel zu den voraussichtlich entstehenden Kosten und zur Berechnung des Jahresbetrags, mit dem schlussendlich für das Wärmenetz zu rechnen wäre.            

Giel schloss seinen Vortrag mit dem Wunsch, die Wertschöpfung eines kalten Nahwärmenetzes im Ort zu belassen, weshalb Netzbetreiber die Kommune sein solle. Damit sei sichergestellt, dass die in Zukunft erwirtschafteten Erträge im Nachhinein an die Bewohner der Gemeinde zurückgegeben werden können.

Kalte Nahwärme auch im Bestand        

Bei der Fragerunde stellte ein Teilnehmer die Frage, ob kalte Nahwärme auch in Altbaugebäuden eingebaut werden kann. Diese Frage konnte mit einem klaren Ja beantwortet werden, wenn die nötigen Voraussetzungen gegeben sind. Diese bestehen in einem geeigneten Heizsystem. Sowohl Fußbodenheizungen als auch Heizkörper - allerdings mit einer geeigneten Wärmepumpe - können mittels kalter Nahwärme beheizt werden. Um die entstehenden Energiekosten zu senken ist eine energetische Sanierung zwingend notwendig, da sonst sehr hohe Stromkosten zum Betreiben der Wärmepumpe entstehen würden. 
Des Weiteren wurde nachgefragt, ob ein Netz auch die Größe von Kreuzberg abdecken könne. Diese Frage bejahte Giel ebenfalls, die nötige Größe des Netzes hänge jedoch von den Anschlussnehmern ab und werde mittels Wirtschaftlichkeitsbetrachtung in der Machbarkeitsstudie berechnet. Auch die enge Bebauung des Ortes sei kein Problem für die Umsetzung und Betreibung des Nahwärmenetzes.
Für die Umsetzung des Netzes stehen außerdem Fördermittel bereit, die für Einzelpersonen bis zu 35 Prozent betragen.           

Machbarkeitsstudie für Kreuzberg
  

Der nächste Schritt für die Ortsgemeinde Kreuzberg sieht die Erstellung einer Machbarkeitsstudie vor, die am 15. September in einer Bürgerversammlung vor Ort vorgestellt werden soll. Hierfür ist die Mithilfe der Einwohnerinnen und Einwohner gefragt, die, indem sie einen Fragebogen ausfüllen, die Grundlagendaten für die Machbarkeitsstufe liefern. Der Fragebogen ist bei Ortsvorsteherin Anke Hupperich erhältlich.