Der Club stützt und verpflichtet

 

Es soll weit mehr sein als ein plakativer Akt. Vielmehr setzt die Verbandsgemeinde (VG) Hachenburg darauf, dass durch den Beitritt zum „Club der Agenda 2030-Kommunen“ die Reflektion von Nachhaltigkeit im Verwaltungshandeln gestärkt wird. „Das wird einen unmittelbar positiven und präsenten Einfluss auf das Leben der Menschen im Westerwald nehmen“, sagt Dr. Timo Karl, Nachhaltigkeitskoordinator der VG.

Mit dem in diesem Jahr erfolgten Beitritt Hachenburgs sind es unter den mehr als 235 Zeichnungskommunen bundesweit nun acht rheinland-pfälzische, die sich zur Umsetzung der Agenda 2030 auf lokaler Ebene bekannt haben: Bad Bergzabern, Mainz, Mayen, Speyer, Sprendlingen-Gensingen (VG), Trier und die VG Wörrstadt.

Unterstützt von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global (EG) haben der Deutsche Städtetag (DST) und die deutsche Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) eine Musterresolution für Kommunen entwickelt. Die trägt den Titel „2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ und fußt auf der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable Development Goals (SDG), die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. SDG elf lautet: „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ und strebt danach, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu machen.

Per Ratsbeschluss und Unterzeichnung hat die Verbandsgemeinde Hachenburg nun einen weiteren Schritt getan, um Nachhaltigkeitskriterien in das alltägliche Verwaltungshandeln zu integrieren. Timo Karl berichtet, man befinde sich bereits im Austausch mit der in Bonn ansässigen Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global, die Kommunen bei der strategischen Verankerung der Agenda 2030 betreut, um zu eruieren, wie mittelfristig ein umfassendes Nachhaltigkeitsmonitoring in der Verwaltung implementiert werden kann.

Expertise durch Austausch

Als besonders wichtig gilt zudem der Austausch mit anderen Kommunen. Verbandsgemeindebürgermeisterin Gabriele Greis betont, dass man sich über die Pflichtaufgaben der deutschen Kommunen hinaus insbesondere erhoffe, durch den Beitritt zum Club der Agenda 2030 Kommunen Expertise zu erhalten. So soll beispielsweise die bereits bestehende Partnerschaft mit dem Distrikt Gisagara in Ruanda weiter gestärkt und die in diesem Kontext stattfindenden Programme noch zielgerichteter ausgestaltet werden.

Die alljährlichen Vernetzungstreffen organisiert die SKEW in Abstimmung mit dem Deutschen Städtetag und dem RGRE. Projektleiterin Meike Pfeil, SKEW, weiß von stets ausgebuchten Treffen zu berichten; mit Blick auf die Tagungsorte muss die Teilnehmerzahl begrenzt werden. Der Erfahrungsaustausch steht im Mittelpunkt. Daneben gibt es eine Online-Plattform und Infomaterialien.

„Hausaufgaben“ mitgenommen

Als „immer spannend und sehr wertvoll“ bewertet Dr. Sabine Gresch, Leiterin des Agenda-Büros der Landeshauptstadt, diese Netzwerktreffen. Die Stadt Mainz ist bereits seit 2019 Zeichnungskommune der Musterresolution zur Agenda 2030 und zuvor, seit 1997, in der „lokalen Agenda“ engagiert.

Als „sehr konstruktiv“ lobt Gresch auch das jüngste Treffen, vor wenigen Tagen in Mannheim. Aus der „großen Runde“ (104 Teilnehmer vermeldet die SKEW) habe sie viel mitnehmen können, berichtet sie, auch „einige Hausaufgaben“. Unter anderem den Auftrag, die sogenannte „Eltviller Erklärung“  bekannter zu machen. Darin fordern Kommunalvertreter aus Bayern, Hessen und Niedersachsen von Bund und Ländern eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung, um Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene voranbringen zu können. Rheinland-Pfälzer Kommunen sollten, so Gresch, unbedingt dabei sein; als Anlaufstelle will sie dienen.

Sabine Gresch betont die Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit zu den Nachhaltigkeitszielen und „dass man überall die 17 bunten Kacheln der Nachhaltigkeitsziele zu sehen bekommt“. So versucht man in Mainz bei möglichst vielen Veranstaltungen die SDGs sichtbar zu machen: Flaggen, Banner, Roll-ups, dazu Materialien wie Kalender, Hochzeitsführer, Stadtrallye, Woideggel, globale Kochbücher, Hausaufgabenheft für Grundschüler:innen u.a.m.  „Das Thema ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ – das erleichtert die Nachhaltigkeitsbemühungen in Mainz, die Projektarbeit und das Wachsen des Agenda-Netzwerks.

Nachhaltigkeit in der Verwaltung

Während für die Agenda 2030 sozusagen eine Halbzeitbilanz ansteht, soll es beim Neumitglied Hachenburg mit viel Elan vorangehen. So will man in der Kommunikation der Verwaltung fortan verstärkt die Bedeutung des Verwaltungshandelns für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele darstellen.

Für die Verantwortlichen im Westerwald wird es bei der Umsetzung nicht nur um energetische oder klimapolitische Fragen gehen, sondern beispielsweise auch darum, ob der Zugang zu Angeboten der Verwaltung bereits für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen funktioniert – „denn auch das ist Nachhaltigkeit“.

 

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