Rege Beteiligung bei Bürgerversammlung zur künftigen Wärmeversorgung in Hönningen und Liers

Rund ein Jahr nach der verheerenden Flut im Juli 2021 sind in den Ahrtalorten Hönningen und Liers durch unmittelbare und mittelbare Einwirkungen immer noch viele Haushalte ohne dauerhaft funktionierende Wärmeversorgung. Trotzdem möchten viele der Betroffenen nicht weiter mit fossilen Energien heizen und stellen sich nun die Frage, welche Energieversorgung in Zukunft die richtige für sie ist.

Energie- und Wärmewende sind ein Muss

Wie wollen Hönningen und Liers in Zukunft heizen? Ist vielleicht die kalte Nahwärme eine Option für die Wärmeversorgung der Gemeinden? Und was ist kalte Nahwärme überhaupt?   
Alle diese Fragen beantwortete Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz bei einer Online Bürgerversammlung am den 20. Juli 2022. Organisator und Moderator Paul Ngahan, stellvertretender Abteilungsleiter nachhaltige Energieversorgung und Referent für nachhaltige Wärmeversorgung der Energieagentur Rheinland-Pfalz eröffnete die Veranstaltung mit rund 45 Teilnehmern mit einer kurzen Einführung. Dabei ging er sowohl auf die aktuelle Lage vor Ort, als auch auf die aktuelle Klimaproblematik ein und zeigte auf, warum es wichtig ist, Energie zu sparen und eine Wende hin zu alternativen und erneuerbaren Wärmeenergien anzustreben.      
Anschließend folgten Grußworte der ersten Beigeordneten Hönningens, Elfi Pauly. Außerdem stellte Paul Ngahan an der Veranstaltung beteiligte Kollegen vor, bevor er das Wort an Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz, seinerseits Experte für Kalte Nahwärme übergab. 

Kalte Nahwärme für die künftige Wärmeversorgung?

Prof. Giel eröffnete seinen Vortrag mit einer Einführung zum Thema kalte Nahwärme und ging darauf ein, wie kalte Nahwärme überhaupt zustande kam und wie sie funktioniert. Dann ging er auf den Netzaufbau an sich ein und erklärte, warum mehr Teilnehmer ein Netz wirtschaftlicher machen und warum kalte Nahwärme der warmen Nahwärme vorzuziehen ist. Die Vorteile der kalten Nahwärme bestehen darin, dass einfache PE-Leitungen verwendet werden können, da bei Vorlauftemperaturen von 5 bis 15°C keine Isolierung der Rohre notwendig ist. Mittels einer Wärmepumpe kann diese Temperatur auf Heißwasserniveau angehoben werden, an heißen Tagen aber auch zum Kühlen genutzt werden. Außerdem können bestehende Systeme mittels neuer Anschlussringe wachsen und auch weitere Erdsonden können einfach nachträglich angeschlossen werden.        
Nachdem die Funktionsweise erläutert wurde, folgten einige Anschauungsbeispiele, wo die kalte Nahwärme schon im Einsatz ist und wie sie dort funktioniert. Dann ging Prof. Giel zu den kalte Nahwärmenetzen über, deren Planungen in anderen Gemeinden im Ahrtal bereits angelaufen sind und erläuterte am Beispiel Altenburg, wie das Netz in Liers aussehen könnte. Es folgte ein Rechenbeispiel zu den entstehenden Kosten und um zu berechnen, mit welchem Jahresbetrag schlussendlich für das Wärmenetz zu rechnen ist.            
Giel schloss seinen Vortrag mit dem Wunsch, die Wertschöpfung eines kalten Nahwärmenetzes im Ort zu belassen und dass deshalb ein solches Netz durch die Kommune betrieben werden sollte. Damit sei sichergestellt, dass die in Zukunft erwirtschafteten Erträge im Nachhinein an die Bewohner der Gemeinde zurückgegeben werden können.

Großes Interesse der Teilnehmenden

Im Anschluss an den Vortrag wurden die Fragen der Anwesenden beantwortet. Dabei wurde auf die Stellen der Bohrungen eingegangen, wofür freie Flächen wie Parkplätze, öffentliche Plätze oder Versickerungsmulden in Frage kommen, aber auch im Hochwassergebiet liegen können. Ebenso wurden Fragen zur Wartung und zur Dauerhaftigkeit eines kalten Nahwärmenetzes gestellt. Wartungen sind aufgrund der Bauweise nur etwa einmal im Jahr nötig, eine einfache Kontrolle sei hier ausreichend. Auch um die Dauerhaftigkeit stehe es gut; die verwendeten PE-Leitungen sind wartungsarm und sollen 80 bis 100 Jahre halten. Zuletzt wurden einige Fragen zur Förderung beantwortet, die abhängig vom jeweiligen Antragsteller ist; für das Netz selbst bestehe allerdings die Möglichkeit einer Förderung mit EU-Mittels, falls dieses bis Ende 2023 gebaut werden kann.