Energiekarawane: Fachleute spüren Energieeinsparpotenzial in kleinen und mittleren Betrieben auf

Welcher Unternehmer verwendet schon gerne Zeit für „Randthemen“, die nicht unmittelbar seine Kernaufgaben betreffen? Energieverbräuche sind in vielen kleinen und mittleren Unternehmen ein Randthema, das allenfalls bei der Begleichung von Rechnungen wahrgenommen wird.

Mit der Pflicht zu Energieaudits sind zwar Vorgaben für große Unternehmen geschaffen worden, so dass die betroffenen Unternehmer nicht daran vorbeikommen, sich des Themas anzunehmen. Dass es sich aber sehr lohnt, genauer hinzusehen und Zeit in Energiechecks und gegebenenfalls in Maßnahmen zur Energieeinsparung und -effizienz zu investieren, hat sich noch lange nicht bei allen Unternehmern herumgesprochen. Die Einsparpotenziale sind groß, und das nicht nur im produzierenden Gewerbe.

Unternehmer zum „Hinschauen“ zu animieren und Tipps für einen Weg hin zu besserer Energieeffizienz und damit auch Kosteneinsparung aufzuzeigen, ist das Ziel der „Energiekarawane“. Derzeit zieht diese Karawane durch Industriegebiete in unterschiedlichen Kommunen der Metropolregion Rhein-Neckar. In Landau wurde Hans-Peter Baur, Geschäftsführer der Baur Ver- und Entsorgungsgesellschaft mbH, durch den Beigeordneten der Stadt zufällig darauf aufmerksam – und meldete sein Interesse bei der Stadt an. Die Stadt hatte die „Karawane“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz nach Landau geholt.

Ein von der Energieagentur beauftragter Energieberater besuchte daraufhin das Unternehmen in Landau-Godramstein, das 16 Mitarbeiter hat. Energieberater Carlo Urbano aus Speyer ist auf den Gewerbebereich spezialisiert. Von Geschäftsinhaber Hans-Peter Baur hatte er bereits vor seinem Besuch einige Energieverbrauchsdaten des Unternehmens erhalten und sich so einen ersten Überblick verschafft.

Ausgangssituation bei der Baur Ver- und Entsorgungsgesellschaft mbH

Der Energieberater machte sich zunächst ein Bild von der  Gebäudesituation auf dem Betriebsgelände: Eine etwa 50 Jahre alte Halle, in der die Fahrzeuge und Arbeitsgeräte abgestellt werden, grenzt unmittelbar an das vor sechs Jahren errichtete, zweistöckige Bürogebäude, in dem vier Mitarbeiter die Verwaltungsarbeit erledigen.

Die Wärmeversorgung für die Wohn- und Geschäftsgebäude kommt zum einen aus der älteren Ölheizung im Keller der großen, alten Wohnvilla, die auf dem Hof gleich gegenüber des Bürotraktes steht. Zum anderen versorgt eine kleinere Ölheizungsanlage in der Lagerhalle die Büros.

 „Wir wollen und müssen in allen Gebäuden nach Einsparmöglichkeiten gucken – wir verbrauchen etwa 10.000 Liter Öl pro Jahr zum Heizen und für die Warmwasserbereitung“, schildert Baur die Ausgangslage. „Der Stromverbrauch lag im Jahr 2015 bei 9570 Kilowattstunden. Ich möchte wissen, wo es da Einsparpotenzial gibt und wo ich am besten ansetze.“

Betriebs-Rundgang deckt Schwachstellen auf

Die Betriebs-Lagerhalle, in der auch die Fahrzeuge über Nacht geparkt werden, nimmt Berater Urbano als erstes in Augenschein. Auf das Heizen der Halle verwendet Unternehmer Baur schon jetzt bewusst nur so viel Energie wie wirklich nötig, sagt er: „Im Winter brauchen wir hier nicht mehr als fünf Grad, und nur, wenn es wochenlang im Winter sehr kalt ist, müssen wir hier heizen.“ Die Heizung sei bereits nach den Betriebszeiten eingestellt.

„Was wird hier eigentlich belüftet?“

In der Halle spürt der Energieberater jedoch direkt eine Sparmöglichkeit auf: „Hinter der Heizungsanlage kommen zwei Rohre aus der Wand. Das eine macht gar nichts, bei dem anderen wird gesaugt“, stellt Urbano fest. „Da rauscht eine Lüftungsanlage.“ Was von hier aus belüftet wird,  kann Unternehmer Baur spontan nicht beantworten. „Da sollten Sie herausfinden, wohin die Luft geht, und wenn die Lüftung nicht gebraucht wird, abschalten – da können Sie viel Strom einsparen“, so Urbano. „Oder eventuell eine Zeitschaltuhr einbauen, je nachdem, was belüftet wird.“ Im Laufe der weiteren Gespräche weiß der Juniorchef des Unternehmens, Michael Baur, die Antwort: Der Lüfter gehört zu einer Toilettenanlage – wie lange die Belüftung jeweils läuft, ist jedoch nicht bekannt.

Weiter geht der Betriebsrundgang über den Hof hinunter in den alten Heizungskeller des Wohnhauses, das der Berater ebenfalss anschaut, da er schon mal vor Ort ist. Die Heizungsanlage der alten Villa stammt aus dem Jahr 1997. Carlo Urbano empfiehlt, die Umwälzpumpe durch eine Hocheffizienzpumpe zu ersetzen. „Das rechnet sich sehr schnell, da moderne Pumpen nur einen Bruchteil des Stroms verbrauchen“, so Urbano.

In der alten Villa mit ihren 3,50 bis 3,80 Meter hohen Decken fallen extrem hohe Kosten für Energie an. „Wir müssen mit dem Verbrauch irgendwie klarkommen und haben schon überall Zähler eingebaut. Aber niemand hat sich bisher die Mühe gemacht, regelmäßig abzulesen“, verrät die Gattin des Firmenchefs, Sonja Baum-Baur.  „Die Decke abzuhängen würde natürlich Energie einsparen – aber das würde den Charakter des Hauses natürlich sehr verändern“, stellt der Energieberater fest.  Für die Betrachtung des Wohnhauses empfiehlt er jedoch, einen seiner Kollegen zu bemühen, der sich die Villa eingehend anschaut und einen Vorgehensplan zu mehr Energieeffizienz erarbeitet.  „Solche Beratungen für Wohngebäude werden vom Bafa und der KfW-Bank gefördert“, erklärt Urbano. Auf die einfache Möglichkeit, die zugige Haustür abzudichten, weist er dennoch schon jetzt hin.

Sinnvoll: Solaranlage zur Eigenstromproduktion

Auf dem Weg zurück ins Bürogebäude erläutert Urbano die Möglichkeiten zur Eigenstromproduktion. „Eine Solaranlage auf dem Dach ist sicherlich sinnvoll – nur will ich Ihnen nicht versprechen, dass sich das in fünf Jahren gerechnet hat. Das hängt sehr von dem Eigenverbrauch ab, und das müsste ein Fachunternehmen durchrechnen.“

Für die Verwaltungsgebäude hat Urbano einen konkreten Tipp zur Stromeinsparung: Die Leuchtstoffröhren zur Raumbeleuchtung könnten durch LED-Leuchtmittel ersetzt werden. „Statt 18 Watt Leistung reichen da 9 Watt aus“, erklärt er. Der Strombedarf könne dadurch erheblich gesenkt werden, so Carlo Urbano.

Auch empfiehlt Urbano abschließend, über eine neue Heizungsanlage und den eventuellen Umstieg auf einen anderen Energieträger anstelle des Heizöls nachzudenken. Damit sich Unternehmer Baur einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten von Zuschüssen verschaffen kann, hat er ausgewählte Broschüren mitgebracht.

Einfach umzusetzende Tipps vom unabhängigen Berater

Hans-Peter Baur ist am Ende des Rundgangs zufrieden: „Ich habe jetzt einige einfache Tipps bekommen und werde mich entsprechend mit den Ansätzen, die mir Herr Urbano genannt hat, weiter mit Energieeinsparung und Möglichkeiten besserer Effizienz beschäftigen“, erklärt er. „Ich bin froh, dass ich jetzt letztlich auf Anstoß der Stadt einen unabhängigen Berater hier hatte – da fühle ich mich wirklich unabhängig informiert.“

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