Wo der Sonnenstrom direkt ins Auto fließt

Foto: Energieagentur Rheinland-Pfalz

E-Mobilität und Photovoltaik – das gehört einfach zusammen. Nicht nur um die Energiewende zu beschleunigen und einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten, sondern auch um die Kosten für das Laden der E-Fahrzeuge niedrig zu halten. In Mainz-Kostheim – Stadtteil der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden – verfolgt die Firma Sun2Charge mit ihrem öffentlichen Ladepark noch ein weiteres Ziel: Weitgehende Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz.

Christoph Hesselmann, Bauleiter von Sun2Charge und technischer Planer des Projekts, lud kürzlich das Team der Lotsenstelle für alternative Antriebe aus Rheinland-Pfalz zur Besichtigung ein. 

Sonnenstrom für zeitgleich 20 E-Autos

Die Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Gewerbeimmobilien rund um den Ladepark speisen nicht wie üblich in das öffentliche Stromnetz ein. Sie haben eine Spitzenleistung von insgesamt 900 Kilowatt und versorgen die zehn Schnell-Ladepunkte (je 50 Kilowatt) und die zehn Normal-Ladepunkte (je 22 Kilowatt) stets mit vor Ort produziertem Solarstrom. Dank großer Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von 600 Kilowattstunden, war dies bisher immer möglich.

Besonderheit der Netzentkopplung

Eine Besonderheit der PV-Anlagen ist, dass sie jederzeit vom öffentlichen Stromnetz entkoppelt betrieben werden. Zu Zeiten, in denen wenig Strom durch E-Autos geladen wird und die Batteriespeicher bereits vollständig geladen sind, werden die Wechselrichter der PV-Anlagen herunter geregelt. Sollte einmal mehr Strom benötigt werden, als die PV-Anlagen und der Batteriespeicher abgeben können, werden die Ladestationen komplett vom Inselnetz getrennt und ausschließlich mit Strom aus dem öffentlichen Stromnetz versorgt. Dies erspart unter anderem die Prüfung durch den Netzbetreiber, die Zahlung von Netzentgelten und ermöglicht einen sauberen Nachweis über bezogenen Ökostrom, welcher für den Erhalt einer höheren THG-Quote notwendig ist.

Laden während des Einkaufs

Haupt-Zielgruppe der 20 Ladepunkte sind die Kundinnen und Kunden der umliegenden Einzelhandels-Betriebe, wie ein Supermarkt, ein Discounter, ein Bäckerei-Café und weitere Geschäfte. Nach Fertigstellung der zahlreichen Mehrfamilienhäuser, die derzeit in der Nachbarschaft errichtet werden, sollen auch die Bewohner*innen und deren Gäste eine wichtige Zielgruppe sein.

Optimierungen an mehreren Stellschrauben

Einige Anpassungen an das Ursprungkonzept wird Sun2Charge in Kürze vornehmen. Derzeit werden die Ladestationen noch nicht in Roaming-Verbünden mit den großen Fahrstrom-Anbietern betrieben und sind so noch nicht in deren Apps sichtbar. Daher wird das Roaming in Kürze ermöglicht. Eine höhere Auslastung wird schließlich auch dazu führen, dass die Photovoltaik-Anlagen seltener heruntergeregelt werden. Zudem sollen weitere Strommengen an die örtlichen Einzelhandels-Betriebe verkauft werden.

Planung und Bau in Eigenleistung

Projektleiter Hesselmann ist selbst Elektro-Ingenieur und hat die komplette Fachplanung der durchdachten Elektro-Installationen eigenständig durchgeführt. Die Bauzeit konnte kurz gehalten werden, da zum großen Teil eigene Fachkräfte von Sun2Charge eingesetzt wurden. Der Betreiber nutzt die Erfahrungen aus dem laufenden Geschäft, um beispielsweise die Dimensionen der Batteriespeicher und die Anzahl der Ladepunkte zu optimieren sowie die Kosten zu senken. Bei Kostheim allein soll es nicht bleiben: Es werden weitere geplante oder bestehende Einzelhandels-Standorte gesucht, um dort ähnliche Projekte zu realisieren.

 

Angebote der Lotsenstelle

Interessiert? Zu unserem Lunch-Talk am 30. November haben Sie die Möglichkeit, mehr über den Ladepark zu erfahren und haben die Möglichkeit, Herr Hesselmann selbst zu fragen. Hier finden Sie mehr Informationen und den Weg zur Anmeldung.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite, so zum Beispiel unsere Broschüre Elektromobilität in Kommunen.

Sollten Sie Fragen haben, schreiben Sie uns gerne: elektromobilitaet[at]energieagentur[dot]rlp.de.