So geht's: Klimaschutz trotz knapper Kasse

 

„Die Ortsgemeinde Hochspeyer hat kein Geld und ist dennoch seit Jahren aktiv im Klimaschutz. Trotz knapper Kassen wurde – mit Unterstützung der Energieagentur Rheinland-Pfalz – damit begonnen, Klimaschutzmaßnahmen für unsere „arme Kommune" zu entwickeln, so Jochen Marwede. Seit November 2015 ist er ehrenamtlich als vom Gemeinderat bestellter Klimaschutzmanager der Ortsgemeinde tätig. Dies zeigt: Klimaschutz im Kleinen wirkt, denn in Hochspeyer dürfte es mit ihm den ersten ehrenamtlichen Klimaschutzmanager in Rheinland-Pfalz geben.

Kleine Kommunen in der Pfalz bzw. im ländlichen Raum des Landes Rheinland-Pfalz haben nur geringe finanzielle Spielräume und kaum Personalkapazitäten, um Klimaschutzaktivitäten anstoßen zu können. Die Ortsgemeinde Hochspeyer steht hierfür exemplarisch – insbesondere deren Haushaltslage.

Die Ortsgemeinde Hochspeyer hat eine fast doppelt so hohe pro Kopf-Verschuldung wie der Durchschnitt der Ortsgemeinden gleicher Größenklasse. Hochspeyer ist daher dem Kommunalen Entschuldungsfonds Rheinland-Pfalz (KEF-RLP) im Jahr 2012 beigetreten. Da der Klimaschutz keine kommunale Pflichtaufgabe darstellt, sind Ausgaben für freiwillige Maßnahmen wie beispielsweise die Initiierung von Klimaschutzaktivitäten nahezu unmöglich. Trotz der Fördermöglichkeiten übersteigt bereits der verbleibende Eigenanteil bei geförderten Maßnahmen die finanziellen Möglichkeiten der Kommune. Darüber hinaus konkurrierte ein Eigenanteil für Klimaschutzaktivitäten mit originären kommunalen Aufgaben wie beispielsweise der Minimal-Erhalt des Bestandes der Gemeindebücherei (ca. 800 Euro/Jahr). Die hierfür veranschlagten 800 Euro pro Jahr können mit „Müh und Not“ in den Haushalt eingestellt werden.

„Trotz knapper Kassen wurden wir in Hochspeyer dennoch aktiv“, stellt der ehrenamtliche Klimaschutzmanager Jochen Marwede fest. „Aus den ersten Diskussionen im Jahr 2013 zwischen Ortsbürgermeister Norbert Anspach und mir entstanden Photovoltaik-Anlagen auf zwei gepachteten kommunalen Dächern und 2015 eine PV-Anlage auf dem Hochspeyerer Schwimmbad“.

„Um weiter aktiv zu bleiben“, so Marwede, „begann die Ortsgemeinde Hochspeyer im Jahr 2014 damit, Klimaschutzmaßnahmen für ihre ‚arme Kommune‘ mit Unterstützung der Energieagentur Rheinland-Pfalz zu entwickeln.

Im Kooperationsprojekt Klimaschutz-Impulse für Hochspeyer‘ wurde ein auf die lokalen Bedarfe ausgerichtetes umsetzungsorientiertes Klimaschutz-Maßnahmenbündel für die Ortsgemeinde Hochspeyer in einem einzigen Workshop entwickelt. Die Kooperation wurde kostenneutral und personalextensiv umgesetzt. Lediglich Wasser und Brezeln, Kaffee und Kuchen mussten bezahlt werden.

Bei der Maßnahmenentwicklung wurde die ortsansässige Expertise durch die Fach- und Methodenkompetenz des Regionalbüro Westpfalz der Energieagentur Rheinland-Pfalz sowie der TU Kaiserslautern unterstützt. Die Dokumentation des Projekts erfolgte durch die Bachelorarbeit „Umsetzungsorientierter Praxisleitfaden für den kommunalen Klimaschutz in der Ortsgemeinde Hochspeyer – Ausgewählte Maßnahmen“ (TU Kaiserslautern).

Angesichts des geringen Aufwands beeindrucken die Ergebnisse der Kooperation: Insgesamt wurden in einem Workshop 65 Maßnahmenideen entwickelt, von denen 16 einer konkreten Prüfung hinsichtlich der Attraktivität und Machbarkeit durch die Workshop-Teilnehmer unterzogen wurden.

Als direktes Ergebnis der Kooperation wurde auf Vorschlag der Energieagentur Rheinland-Pfalz im Mai/Juni 2015 ein Aktionsmonat im Rahmen der Energiespar-Kampagne „Cleveren Verbrauch kannst Du auch!“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz durchgeführt. Zudem begleitet das Regionalbüro Westpfalz der Energieagentur weitere Maßnahmenumsetzungen.

Und damit ist noch nicht Schluss: Durch das Engagement von Jochen Marwede hat er gemeinsam mit der Ortsgemeinde 2015 den Bürgerbus ins Leben gerufen. Die Trägerschaft hat die Ortsgemeinde Hochspeyer übernommen. Das Fahrzeug seiner eigenen Firma wird von ihm zu einem jährlichen Festpreis zur Verfügung gestellt. Es fährt an zwei Vormittagen in der Woche regelmäßige Runden durch Hochspeyer. Jochen Marwede und die Gemeinde wollen so die innerörtliche Mobilität verbessern, Hochspeyer insgesamt attraktiver sowie lebenswerter und auch ein wenig klimafreundlicher machen.

Seit November 2015 hat die Ortsgemeinde auch einen vom Gemeinderat ehrenamtlich bestellten Klimaschutzbeauftragten, eben Jochen Marwede. Er dürfte der erste seiner Art in Rheinland-Pfalz sein.

Für Jochen Marwede ist daher klar: „Klimaschutz im Kleinen wirkt – mit viel Engagement und den richtigen Partnern.“

Referenzen Regionalbüro Westpfalz

Workshop-Moderationen

  • Maßnahmenentwicklung und Projektmanagement im Rahmen des Anschlussvorhabens Masterplan 100% Klimaschutz (OG Enkenbach-Alsenborn)
  • Weitere Handlungsoptionen im kommunalen Klimaschutz im Donnersbergkreis
  • Priorisierung und Konkretisierung von Umsetzungsmaßnahmen des Klimaschutzkonzeptes des Landkreises Südwestpfalz
  • Entwicklung von Maßnahmen im Bereich Bildung im Zuge der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes des Landkreises Kusel

„Cleveren Verbrauch kannst Du auch!“

  • Bad Marienberg, Enkenbach-Alsenborn, Hochspeyer, Kaiserslautern, Reifenberg, Wahnwegen, Wallmerod

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