Der Wald der Zukunft ist vielfältig

„Wir brauchen bunte Wälder“, sagt Martin Janner. Und der Leiter des Forstreviers Oberwallmenach am Taunus sagt es nicht nur, er hat es auch geschrieben. Als Autor des Sachbuches „Der Wald der Zukunft“ genießt Janner derzeit hohe Aufmerksamkeit; er betont dabei aber stets, wie wichtig die enge Zusammenarbeit mit den Kommunen ist, für die er als Kommunalbeamter den Baumbestand pflegt und weiterentwickelt.

Mit vier Ortsbürgermeisterinnen und drei -bürgermeistern stimmt Janner seinen Einsatz ab – und mit dem Nastättener Verbandsgemeindechef Jens Güllering. Dieser ist nicht nur Dienstherr von Janner und den drei weiteren kommunalen Förstern in der Verbandsgemeinde. Güllering ist auch bekennender Anhänger der kommunalen Beförsterung, die vor vielen Jahren schon im Blauen Ländchen eingeführt wurde. „Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt der Bürgermeister, der auch für den rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebund Mitglied im Landeswaldausschuss ist.

„Als Kommunalverwaltung legen wir auch und gerade in den für den Wald schwierigen Zeiten größten Wert auf unser Fachpersonal“, wird Güllering zitiert. Während in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich die Holzernte im Fokus stand, so werden heute die forstwirtschaftlichen Weichen für die künftigen Generationen gestellt. „Dazu brauchen wir von der Planung über die Pflanzung bis hin zur regelmäßigen Bestandspflege Personal, das sein Handwerk gelernt hat und beherrscht“, so Güllering. Nicht nur aus diesem Grund hat die Verbandsgemeinde Nastätten vor einigen Jahren angefangen, Forstwirte auszubilden.

Erfahrungen weitergeben

Seit mehr als 25 Jahren pflegt und entwickelt Janner sein 1500 Hektar großes Revier, gemeinsam mit fünf Forstwirten und zwei Azubis, die außerdem drei weitere Reviere in der VG Nastätten betreuen. Die Ausbildung ist ihm wichtig, das Weitergeben von Erfahrungen und Überzeugungen an die nächste Förster-Generation. Und deshalb nimmt er stets auch Studenten im Praktikum mit, wenn er seine beiden eigenen Rückepferde im Wald arbeiten lässt. Nicht der Romantik wegen, sondern weil „die Kombination von Pferd und moderner Maschine sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich einfach sinnvoll ist. Und das sollen die sehen.“

In diesem Vierteljahrhundert Dienst hat Janner die Auswirkungen des Klimawandels auch am Taunusrand beobachten müssen, und zugleich die sich verändernden Anforderungen seiner Auftraggeber. Waren den Ortsgemeinden früher vor allem die Erträge aus dem Holzverkauf wichtig, hat sich der Fokus mittlerweile zu den ökologischen Funktionen des Waldes hin verschoben. „Keine Vegetationsform kann Wasser so lange speichern wie der Wald“, erläutert Martin Janner. In Zeiten zunehmender Starkregen-Ereignisse biete diese Schwamm-Funktion der Wälder den Menschen in der Region zusätzliche Sicherheit.

Laubgehölze vom Mittelmeer

Neben der Pflege des Bestandes präge das Schaffen neuer, dem Klimawandel angepasster Wälder das berufliche Selbstverständnis der im Forst Arbeitenden überall im Land. Denn die Anpassungsfähigkeit der heimischen Baumarten werde vom Tempo des Klimawandels schlicht überfordert.

43 verschiedene Baumarten hat die jüngste Inventarisierung im Oberwallmenacher Revier ergeben (alle zehn Jahre werden in Rheinland-Pfalz die Wälder von externen Gutachtern begangen). Beim Zupflanzen setzt man dort insbesondere auf Laubgehölze aus dem mediterranen Raum, Esskastanie oder Zerreiche etwa.

 „Artenvielfalt ist auch ein Instrument der Risikostreuung“, sagt Janner. „Denn um nachhaltig Erfolg zu haben, brauchen wir beides: Den Wald nutzen, also auch Geld verdienen, und seine Zukunft sichern.“ Der Rückhalt aus den Kommunen sei dafür enorm wichtig, setzt er hinzu und lobt seine „Chefs“ in der Verbandsgemeinde Nastätten dafür ausdrücklich.

Vorbilder: Förster und Kommunen

„Unsere 31 Ortsgemeinden und die Stadt Nastätten als kommunale Waldbesitzer sind sich der vielfältigen Funktionen ihrer Wälder sehr bewusst“, erklärt Güllering. Die über viele Jahre generierten Erträge aus dem Wald seien in die kommunale Entwicklung der Orte geflossen. Doch nach den letzten Jahren der Kalamitäten „befinden wir uns nun in einer Art ,Investitionsphase‘ – die Förster und unser Fachpersonal sowie die zur Entscheidung legitimierten Räte müssen jetzt durch vorausschauendes Handeln und kluge Entscheidungen die Grundlagen für die Zukunft legen“, setzt der VG-Chef hinzu.

Dabei gehe es um mehr, als nur Gewinne aus dem Wald zu ziehen: „Unsere Wälder sind echte Multitalente und übernehmen vielfältige Funktionen, die nachhaltig unser Klima beeinflussen, unser Grundwasser sichern oder auch vor Überflutungen schützen.“

Eine Vorbild-Funktion gebe es nicht nur für die Kommunen, sagt Revierförster Janner, sondern auch für ihn selbst: „Ich kann den Leuten ja nicht Klimaschutz predigen und selbst mit dem SUV in den Wald fahren.“ Wann immer die Witterung es zulässt, fährt er mit dem Elektro-Lastenbike in den Wald.

Weitere Auskünfte sind bei Martin Janner per Mail anzufragen:  Forstrevier.Oberwallmenach@t-online.de.


 

Info: Das Buch: Förster Janner wirbt um Respekt

„Zu einem Drittel ist es ein Geschichtsbuch“, sagt Martin Janner. Als Autor bricht er eine Lanze für die Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen, aktuell wie in der Vergangenheit. Dass nicht selten der früheren Forstwirtschaft das Entstehen von Nadelholz-Monokulturen angelastet wird, nennt er ungerecht. Denn ihre Aufgabe sei es stets gewesen, regionale Märkte zu bedienen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und erst recht nach dem Zweiten Weltkrieg habe man schnell Bauholz und Material für die Schreinereien gebraucht; die Entscheidung für Fichten und Kiefern sei also damals folgerichtig gewesen.

Zentrales Anliegen des Buches ist der Respekt – nicht nur vor den Tun der Förster:innen, auch vor dem Wald selbst und den ihm eigenen Verjüngungskräften. Was „von selbst“ nachwächst, solle als Angebot des Waldes geachtet werden; das gezielte Anpflanzen resilienter Baumarten müsse das allerdings Ergänzen.

Einen respektvollen und pfleglichen Umgang erwartet Janner nicht zuletzt von den Menschen, die den Wald für Freizeit und Erholung nutzen. Im Buch gibt es dazu unter anderem diese Textpassage: „Auf der Rückseite des alten 50-Pfennig-Stücks fand sich einst eine Frau, die eine Eiche pflanzt. Das Bild war Ausdruck großen Respekts und einer tiefen Verbindung mit dem Wald. Und der Zuversicht. Ich wünsche mir von unserer Gesellschaft diese Zuversicht und den Willen, für die Wälder tätig zu werden und dabei auch den eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Jeder und jede von uns ist schließlich mit dem Wald verbunden.“

„Der Wald der Zukunft“ ist im Februar 2023 erschienen (Piper-Verlag, 256 Seiten, ISBN-Nr. 978-3-492-07173-4) und im Buchhandel für 22 Euro erhältlich.


Best-Practice-Serie "Kommunen Machen Klima"

Klimawandel und Energiewende sind Herausforderung und Chance zugleich. Den Kommunen kommt bei ihrer Bewältigung eine zentrale Rolle zu – sie gestalten mit ihren Entscheidungen, Maßnahmen und Projekten die Zukunft ihrer Bürgerinnen und Bürger. Und sie sind in vielen Fällen Vorbilder beim Einsatz für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.

Eine Reihe von besonders gelungenen Beispielen präsentieren wir regelmäßig im Rahmen der Serie "Kommunen Machen Klima": erfolgreiche Projekte, innovative Lösungen, ermutigende Erfolge, Chancen für die Zukunft. Alle zwei Wochen, immer dienstags, finden Sie einen neuen Beitrag auf der Seite "Kommunen Machen Klima" – verbunden mit der Hoffnung, dass die vorgestellten Taten möglichst viele Nachahmer finden werden. Denn der interkommunale Austausch kann Klimaschutz, Energiewende und eine klimaangepasste Entwicklung beflügeln. Kurz: Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!

Auch diese „Best-Practice“-Serie ist eine Gemeinschaftsaktion. Sie wird getragen von Landkreistag, Gemeinde- und Städtebund, Städtetag und der Energieagentur Rheinland-Pfalz, unterstützt vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen.

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