Volker Wittmer, Mainz: "Ich weiß, wie die Technik funktioniert!"

Die Begeisterung ist es nicht, die Volker Wittmer antreibt, sich im Klimaschutz zu engagieren. "Nein, ich habe mir überlegt, wo ich mein Fachwissen gesellschaftlich einbringen kann. Ich weiß, wie die Technik funktioniert, und das ist eine gute Grundlage", so der studierte Physiker und promovierte Ingenieur im Bereich Chemieingenieurwesen. Das klingt zunächst nüchtern, aber wenn man hört, was der seit kurzem Pensionierte seit über 40 Jahren alles macht, kommt Neugier auf. Wie er selbst sagt, ist er sehr sachgetrieben und nicht so emotional beim Thema Klimaschutz involviert wie andere. Er versuche stattdessen zu versachlichen und fachlich zu argumentieren.

Beim Sprechen hört man ab und an, dass Volker Wittmer gebürtiger Karlsruher ist, er lebt aber seit langem in Mainz. Seit ca. 1996 ist er Mitglied des Klimaschutzbeirats der Stadt Mainz, zunächst als Bürger, später für die Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen und heute in der zweiten Legislaturperiode als Vorsitzender. Darüber hinaus ist er im Klimaschutzbeirat des Landes Rheinland-Pfalz stellvertretender Vorsitzender und engagiert sich ehrenamtlich. Auf die Frage, warum das Thema Klimaschutz gerade heute relevant ist, sagt er: "Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Frage, wie es mit der Menschheit weitergeht." Er ist fest überzeugt, dass die Aufgabe Klimaschutz alle angeht - von der Politik über Industrie, Gewerbe bis hin zum einzelnen Menschen. Aber wie so oft, fügt er hinzu, gehe es auch beim Klimaschutz ums Geld. Widerstände im Klimaschutz seien ausschließlich wirtschaftlicher oder finanzieller Natur. Er kann sich kaum entsinnen, dass je Argumente gegen Klimaschutz-Aktivitäten aufkamen: "Es sind immer alle dafür. Das große ABER ist das Geld und der politische Wille."

Wittmer sieht sich nicht als Einzelkämpfer, der Klimaschutzbeirat ist seine Gruppe. Viele der Mitstreiter sind so lang dabei wie er selbst und sie haben eine gemeinsame Geschichte, erzählt er: "Zum Beispiel haben wir zwei Mal durch gutachterliche Beratung dazu beigetragen, dass es kein Steinkohlekraftwerk in Mainz gibt", erzählt Wittmer, "das schweißt zusammen!"

Das persönliche Engagement vor Ort hält er für wichtig, da Menschen Überzeugungsarbeit leisten und Schlimmeres verhindern. Was sind die wichtigen Faktoren? "Ein gutes Netzwerk und Argumente, ist ja logisch", so Wittmer – "fachliche Argumente natürlich"! Genauso geht er auch die kommenden Aktivitäten an: Zurzeit ist die Stadt Mainz mitten im Masterplan-Prozess. Unter breiter Akteursbeteiligung werden Klimaschutz-Maßnahmen in verschiedenen Bereichen erarbeitet. Er wünscht sich, dass ein gutes und sinnvolles Konzept das Ergebnis für eine klimaneutrale Stadt der Zukunft sein wird. Was ihn die langjährige Erfahrung gelehrt hat, hört sich wieder ernüchternd an: "Man kann kein Klimaschützer sein, wenn man im nächsten halben Jahr Erfolge sehen will. Man braucht einen viel längeren Atem." An Technik fehle es nicht, sondern am Willen.

Beruflich war Wittmer als Ingenieur bei einem großen Unternehmen in Mainz anders ausgerichtet. Aber auch bei der Arbeit hat er dafür gesorgt, dass Mitarbeiter im Betrieb abends in riesigen ungenutzten Hallen Lichter ausmachen. In der Größenordnung mache das einiges aus.

Als Tipps für Bürgerinnen und Bürger, die sich im Klimaschutz engagieren möchten, sieht er nur eine Möglichkeit: "Wir sollten unseren Lebensstil ändern." Das Thema Mobilität ist in seinen Augen der Hauptfaktor, bei dem jeder einzelne etwas beitragen könne, etwa dadurch, das Auto öfter stehen zu lassen und mehr den ÖPNV zu nutzen. Ebenso helfe es, das persönliche Heizverhalten zu überprüfen oder auf die Ernährung zu achten. Denn auch weniger Fleisch zu essen, spare CO2 ein.

Sein Fazit ist: "Einfach bewusst leben!", das führe schon zu einer CO2-Einsparung von 15-20 Prozent. Er und seine Frau haben zum Beispiel ein Auto, nutzen es aber nur, wenn es wirklich notwendig ist. Beim Urlaub macht sich das bei Wittmers ebenfalls bemerkbar, denn es zieht sie nicht mit dem Flieger in die Ferne: "Auch eine Wanderung in Deutschland kann so erholsam wie abwechslungsreich sein."

Auf die Abschlussfrage, ob er ein genaues Ziel vor Augen hat, grübelt Volker Wittmer ein wenig und sagt schließlich: "Dass wir keinen Beirat für Klimaanpassung brauchen!" und setzt lachend ein "sehr optimistisch wahrscheinlich" hinzu. Denn guter Klimaschutz heute macht Klimaanpassung in der Zukunft überflüssig.

Portraits weiterer Klimaschützer sind in unserer Reihe "Klimaschutz mit Gesicht" zu finden.