Martin Görlitz lässt in Koblenz ein lebendiges Umweltzentrum entstehen


„Die Aussage des Papstes, dass wir – wenn wir nichts gegen den Klimawandel tun – vor dem kollektiven Selbstmord stehen, kann ich nur unterstreichen“, sagt Görlitz nachdenklich. Der Unternehmer selbst ließ seinen Worten bereits im Jahr 1995 Taten folgen: Er gründete damals seine Stiftung für Energie, Umwelt und Soziales (EUS), die in der ersten Zeit ihres Bestehens vorwiegend einzelne regionale Projekte, aber auch solche im Ausland förderte. Ein Beispiel hierfür ist das Entwicklungshilfeprojekt GUASOL, in dem deutsche Studenten im Sommer 2003 für mehr als 300 Waisenkinder in einem Heim in Guatemala eine große solare Warmwasserversorgung bauten. Diese wurde komplett selbst entworfen und mit Material gebaut, das die EUS Stiftung vor Ort gekauft hatte.

Eine Generation in der Verantwortung

Görlitz, selbst vierfacher Vater, legt großen Wert darauf, dass Kinder und Jugendliche früh an soziale und ökologische Fragestellungen herangeführt werden. Dennoch sieht der 60-Jährige auch sich und seine Generation in der Verantwortung: „Wir können es uns nicht erlauben, unseren Nachkommen zu erzählen, wir hätten nichts vom Klimawandel gewusst und nichts dagegen tun können. Oder um es mit den Worten von Harald Welzer auszudrücken: Ab dem Moment, ab dem wir wissen, was mit unserem Planeten passiert und wir nicht handeln, handeln wir nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich!“, gibt Görlitz zu bedenken. Unsere Kinder erben eine Welt mit vielen Problemen, und da sei es das Mindeste, ihnen wenigstens etwas Handwerkzeug zum Lösen dieser Probleme mitzugeben.

Bildungsarbeit mit Jugendlichen hatte Görlitz mit der Jugendwerkstatt „Energie und Technik“ ab 2007 betrieben; am 1. August 2015 ging sie an die Universität Koblenz über. Außerdem etablierte er mit dem Solarboot-Cup einen überregional bekannten Schüler-Wettbewerb, der die Begeisterung für die Technologie erneuerbarer Energien unter Jugendlichen schürt. Görlitz‘ derzeitige Aktivitäten für eine nachhaltige Welt konzentrieren sich auf das 2011 ins Leben gerufene „Institute for Social and Sustainable Oikonomics“ – kurz: ISSO. Das Institut ist ein ökologisch orientiertes Gründerzentrum am Florinsmarkt, mitten in der Koblenzer Altstadt – und gleichzeitig sicherlich das größte Social Entrepreneurship Projekt in Rheinland-Pfalz. Nach der Eröffnung der Räumlichkeiten im Dreikönigenhaus Ende November 2015 werden bis 2017 zwei weitere Objekte im Umfeld saniert, sodass ein lebendiges Umweltzentrum am Florinsmarkt entstehen kann. Görlitz finanziert dies aus dem Erlös des Verkaufs seiner Aktiengesellschaft.

Handeln statt Reden – bei den kleinen Dingen des Alltags

Privat gehört für den gelernten Ingenieur der Einsatz eines Elektro-Kleinwagens mit 13kWh Batteriekapazität (entspricht einem „Tankinhalt“ von 1,1 Liter Benzin) zum Alltag. Zudem bringt ihn das vegetarische Bistro im Dreikönigenhaus dazu, seine Ernährung öfters auf fleischlos umzustellen: „Das schmeckt gut und macht gleichzeitig Spaß“.

Klimaschutz fängt also mit den kleinen Dingen des Alltags an. Von dieser Erkenntnis solle sich niemand abbringen lassen, meint Görlitz: „Wie schon Martin Luther sagte – wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dies sei mit Sicherheit nicht die schlechteste Einstellung: Handeln statt Reden.  

 

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