Jochen Marwede aus Hochspeyer: „Warm wohnen haben wir im Sack“


Wollte man Jochen Marwede beschreiben, so hieße die Kurzformel: äußerst engagiert, begeisterungsfähig, kreativ-innovativ, hilft  wem oder wo er kann. 1964 geboren, lebt er heute mit Frau und Kindern in der Ortsgemeinde Hochspeyer im Pfälzer Wald. Seit 2010 ist er Geschäftsführer seiner eigenen Firma im Bereich Photovoltaik. Zuvor arbeitete er gut 20 Jahre in unterschiedlichsten Funktionen bei einem Global Player im Ölgeschäft. Jochen Marwede ist zudem im Verbandsgemeinderat und im Kreistag politisch aktiv.


Der E-Roller startete die persönliche Energiewende

Seine ganz persönliche Energiewende hat im Kleinen begonnen: Im Jahr 2008 kaufte er zunächst einen elektrisch betrieben Roller. Ein Jahr später ließ er dann seine erste PV Anlage (14,8 kWp) auf dem Haus der Schwiegereltern installieren.

In seinem alten Job hatte Marwede versucht, eine große Ölfirma von der Dynamik und den aussichtsreichen Geschäftsmodellen im Bereich Photovoltaik zu überzeugen: "Da sollte man sich engagieren, da läuft was Großes mit viel Dynamik." Erfolglos. 2010 kam daher der große Schritt. Er entschied sich nach 20 Jahren in der Ölindustrie dafür, sich als Solateur selbstständig zu machen. Neben den Kundenanlagen hat er auch mit eigenen Projekten 138 kWp installierte Solarleistung ans Netz gebracht.

2011 erfolgte dann der Bau eines KfW-40-Niedrigenergiehauses mit Poroton T7 Massivmauerwerk, Erd-Wärmepumpe mit 99 Meter-Bohrung, Solarthermie und einer 23 kWp-Photovoltaikanlage (PV), um nur einiges zu nennen. „Da kann mit dem Euro und den Renten passieren was will, warm wohnen haben wir im Sack“, sagt Jochen Marwede.


Das Klimaschutzkonzept für eine arme Kommune

Im Jahr 2013 begann er in Hochspeyer ein "Klimaschutzkonzept für eine arme Kommune" zu entwickeln, ohne große Studie mit fünfstelligen Kosten, sondern zunächst auf einem A4-Blatt - und unbezahlt!  Aus den ersten Diskussionen zu dem Thema mit dem Ortsbürgermeister entstanden noch im selben Jahr PV-Anlagen mit insgesamt 46 kWp auf zwei gepachteten kommunalen Dächern. Nach einer Diskussion mit dem Werkleiter wurde von den Werken eine PV-Anlage auf der Kläranlage errichtet, und dieses Jahr hat die Ortsgemeinde eine PV-Anlage auf dem Hochspeyerer Schwimmbad installiert. Zudem gab es in Zusammenarbeit mit der Energieagentur im Rahmen der Energiesparkampagne „Cleveren Verbrauch kannst Du auch!“ bereits eine Vortragsreihe zu verschiedenen Energiethemen und einen Aktionstag an der Grundschule.

Seine große persönliche „Klima-Lücke“ sieht er in der Mobilität. Neben seinem E-Roller, der seit 2008 immer noch problemlos läuft, besitzt die Familie Marwede einen Wagen mit Diesel-Motor. „Ein Elektrofahrzeug, das alle unsere Anforderungen erfüllt, gibt es zur Zeit noch nicht“, sagt er. „Spätestens an der Frage, ob das Fahrzeug den 2,5 Tonnen schweren Firmenanhänger ziehen darf, scheitert es heute noch.“


Der Bürgerbus in Hochspeyer: Ein Stück Lebensqualität

Trotz, oder gerade wegen seiner Klima-Optimierungspotenziale im Bereich Verkehr hat Jochen Marwede mit viel Engagement gemeinsam mit der Ortsgemeinde 2015 den Bürgerbus ins Leben gerufen. Die Trägerschaft hat die Ortsgemeinde Hochspeyer übernommen. Das Fahrzeug seiner eigenen Firma wird von ihm zu einem jährlichen Festpreis zur Verfügung gestellt. Es fährt an zwei Vormittagen in der Woche regelmäßige Runden durch Hochspeyer.  Marwede und die Gemeinde wollen so die innerörtliche Mobilität verbessern, Hochspeyer insgesamt attraktiver, lebenswerter und auch ein wenig klimafreundlicher machen.

 

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