Kompetenzzentrum Nahwärme

Das Projekt „Kalte Dorfwärme Altenburg“ ist mittlerweile ein Vorzeigeprojekt dafür, wie die kommunale Wärmewende im Ahrtal gelingen kann. Das 2024 fertiggestellte Netz basiert auf der Nutzung oberflächennaher Geothermie. Drei Sondenfelder mit insgesamt 75 Bohrungen, die jeweils rund 120 Meter tief reichen, entziehen dem Erdreich Umweltwärme. Diese wird über Wärmepumpen in den angeschlossenen Gebäuden effizient in Heizenergie umgewandelt.

Mit einer Trassenlänge von rund 1,5 Kilometern und derzeit 16 angeschlossenen Liegenschaften – darunter die Grundschule und das Altenheim mit einem Wärmebedarf von etwa 20 Einfamilienhäusern – befindet sich das Netz noch in der ersten Ausbauphase. Mittelfristig sollen bis zu 100 Gebäude versorgt werden. Die bereitgestellte Heizleistung beträgt 850 Kilowatt, was einer jährlichen Einsparung von rund 160 Tonnen CO₂ entspricht.

Die Ortsgemeinde Altenahr betreibt das Netz eigenständig. Dazu wurde ein kommunales Betriebskonzept entwickelt, das kaufmännische und technische Verantwortung kombiniert. Altenahr zeigt damit, wie kommunale Eigenverantwortung und innovative Energietechnik erfolgreich zusammengeführt werden können.

Besonders positiv ist die geplante Erweiterung des Netzes: In Zukunft sollen auch öffentliche Gebäude wie die Ahrtalschule, die Turnhalle und möglicherweise das Lehrschwimmbecken integriert werden. Damit verfolgt Altenahr eine langfristige Strategie, die Wärmeversorgung öffentlicher Infrastruktur klimafreundlich und wirtschaftlich zu gestalten.

Um die Nutzung weiter auszubauen und die Wirtschaftlichkeit des Netzes zu erhöhen, plant die Gemeinde Anfang 2026 gemeinsam mit der Energie- und Klimaschutzagentur Rheinland-Pfalz eine Bürgerinformationsveranstaltung und eine Fachmesse für Wärmepumpen. Ziel ist, neue Anschlussnehmer zu gewinnen und die Akzeptanz in der Bevölkerung weiter zu steigern.

Im laufenden Betrieb sollen bis Ende 2025 mehrere organisatorische und wirtschaftliche Bereiche optimiert werden – in enger Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Rech, um Synergien zu nutzen. 

Das Projekt „Kalte Dorfwärme Altenburg“ zeigt beispielhaft, dass auch kleine Gemeinden mit klarer Planung, kommunalem Engagement und technischer Innovation den Weg in eine nachhaltige Energiezukunft beschreiten können. Es ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch ein starkes Signal des Wiederaufbaus – von der Krise hin zu einer selbstbestimmten, klimafreundlichen Versorgung.

In der Ortsgemeinde Hönningen-Liers entsteht derzeit ein innovatives Kaltwärmenetz, das auf oberflächennaher Geothermie basiert. Zwei Bohrfelder – eines im Norden, eines im Süden des Ortes, – bilden das Rückgrat der neuen Energieversorgung. Insgesamt 36 Erdwärmesonden mit Tiefen zwischen 160 und 200 Metern liefern die notwendige Umweltwärme, die über ein etwa 1,5 Kilometer langes Verteilnetz zirkuliert.

Die Wärme wird mit niedrigen Temperaturen von rund 10 °C transportiert und in den Gebäuden über individuelle Wärmepumpen genutzt. Dieses Prinzip macht das System besonders energieeffizient und nahezu klimaneutral. Das Projekt zeigt, wie technologische Innovation und bürgerschaftliches Engagement erfolgreich ineinandergreifen können.

Die Gesamtinvestition liegt zwischen 2,4 und 2,7 Millionen Euro. Davon werden etwa 2,15 Millionen Euro über das KIPKI-Programm (Block 4) gefördert. Geplant ist, dass der Betrieb künftig von einer Bürgerenergiegenossenschaft übernommen wird, deren Gründung für das erste Quartal 2026 vorgesehen ist. Dieses Modell stärkt nicht nur die regionale Wertschöpfung, sondern verankert die Energiewende direkt in der Bürgerschaft – ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz des Projekts.

Derzeit läuft die Ausschreibungsphase. Die Submission ist für Ende November angesetzt, der Baubeginn ist im Winter 2025/26 vorgesehen. Zu den aktuellen Herausforderungen zählen die Einhaltung des Kostenrahmens, Fragen der HOAI-konformen Vergabe, das Betriebsmanagement und Monitoring (vorgesehen mit GEO WATCH) sowie die Gewinnung weiterer Anschlussnehmer.

Hönningen-Liers steht beispielhaft für ein Dorf, das Verantwortung übernimmt, neue Wege geht und die Wärmeversorgung in Bürgerhand legt – ein Modell, das weit über das Ahrtal hinaus Strahlkraft entfalten kann.

In Mayschoß entsteht eines der größten und ambitioniertesten Nahwärmeprojekte im Ahrtal. Im Gegensatz zu den kalten Netzen der Nachbargemeinden setzt Mayschoß auf eine warme Nahwärmetechnologie, die Holzhackschnitzel und Solarthermie miteinander kombiniert. Dieses hybride Konzept nutzt lokale Biomasse und Sonnenenergie, um eine nachhaltige und wirtschaftliche Wärmeversorgung sicherzustellen.

Die neue Heizzentrale wird am Bahnhof Mayschoß errichtet. Von dort aus entsteht ein 3,45 Kilometer langes Wärmenetz, das künftig rund 107 Haushalte mit klimafreundlicher Wärme versorgen soll. Der Bau begann im Mai 2025 und wird voraussichtlich 20 bis 25 Monate dauern. Der geplante Betriebsbeginn ist Oktober 2026.

Betreiberin ist die Energie Mayschoß GmbH, die das Projekt in enger Zusammenarbeit mit regionalen Partnern umsetzt. Das Investitionsvolumen liegt bei 10 bis 11,5 Millionen Euro. Gefördert wird das Vorhaben über KIPKI, ZEIS-Wärme und die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW, Leistungsphase 2). Die Hausanschlusskosten betragen etwa 29.000 Euro inklusive Wärmeübergabestation und Netzanschluss.

Die Kombination aus Biomasseheizkraftwerk und Solarthermieanlage steht für eine besonders resiliente, CO₂-arme Wärmeversorgung und trägt gleichzeitig zur regionalen Wertschöpfung bei. Aktuell bestehen jedoch einige Herausforderungen: Kostensteigerungen im Bauverlauf, ein enger Zeitplan des Generalunternehmers (GU) und die technische Sicherung der Heizzentrale, deren Substanz nach der Flut noch überprüft wird.

Trotz dieser Hürden bleibt Mayschoß ein Symbol für den Aufbruch im Ahrtal. Das Projekt zeigt, wie ländliche Gemeinden durch Kooperation und Mut zur Technologie ihre Energiezukunft selbst gestalten können – von der Krisenbewältigung zur Energieautonomie.

Die Ortsgemeinde Rech hat nach der Flutkatastrophe 2021 frühzeitig erkannt, dass der Wiederaufbau auch eine Chance für einen Neuanfang im Bereich Energie bietet. Daraus entstand das Projekt „Kalte Dorfwärme Rech“, das inzwischen als Vorbild für viele andere Gemeinden im Ahrtal gilt.

Das System nutzt oberflächennahe Geothermie. Drei Sondenfelder mit jeweils 20 Bohrungen und einer Gesamttiefe von 9.800 Metern entziehen dem Boden Wärmeenergie, die über ein 4,3 Kilometer langes Niedertemperaturnetz an die Haushalte verteilt wird. Über individuelle Wärmepumpen wird diese Energie in den Gebäuden effizient genutzt.

Derzeit sind 56 Haushalte angeschlossen; bis 2035 sollen es etwa 100 sein – das entspricht über 80 Prozent des gesamten Ortes. Die erste Ausbaustufe (LS 1) wurde 2023 umgesetzt und 2024 in Betrieb genommen, gefördert durch EFRE/REACT-EU (1,8 Mio. €). Der Ausbau der zweiten Stufe (LS 2) startet im November 2025 und wird über BEW-Mittel (0,5 Mio. €) unterstützt. Die Gesamtinvestition beträgt rund 4,2 Millionen Euro.

Die größten Herausforderungen liegen in der Verwaltungs- und Genehmigungspraxis, den Vergabeverfahren und dem Fachkräftemangel in den Kommunen. Dennoch hat Rech bewiesen, dass Durchhaltevermögen, Ehrenamt und Kooperation zum Erfolg führen können.

Rech steht heute für Mut und Zusammenhalt. Das Dorf wurde mit der Kalten Dorfwärme für den Engagementpreis der Deutschen Umwelthilfe 2025 nominiert – ein Symbol dafür, dass aus Krisen Zukunft entsteht.

Die Ortsgemeinde Dernau errichtet derzeit eines der größten und technisch anspruchsvollsten Wärmenetzprojekte im Ahrtal. Die neue Heizzentrale im Gewerbegebiet Dernau kombiniert biogene Wärme aus Holzpellets mit Wärmepumpentechnik und ermöglicht damit eine weitgehend CO₂-neutrale, zuverlässige und wirtschaftliche Wärmeversorgung.

Von dort aus entsteht ein 7,7 Kilometer langes Wärmenetz, das künftig mehr als 200 Gebäude versorgen soll – darunter Wohnhäuser, öffentliche Einrichtungen und Betriebe. Mit dieser Größenordnung zählt Dernau zu den größten kommunalen Wärmenetzen im Wiederaufbaugebiet.

Der Bau befindet sich in vollem Gange und soll in etwa eineinhalb Jahren abgeschlossen werden. Der Betriebsbeginn ist für Dezember 2026 vorgesehen. Der kommunale Betreiber Energie Dernau übernimmt Planung, Betrieb und Netzmanagement gemeinsam mit regionalen Fachunternehmen.

Die Gesamtinvestition beträgt rund 18 Millionen Euro. Das Projekt wird über BEW, KIPKI und ZEIS-Wärme gefördert. Die Hausanschlusskosten liegen bei etwa 29.000 Euro inklusive Wärmeübergabestation und Netzanschluss.

Wie viele Projekte im Ahrtal steht auch Dernau vor besonderen Herausforderungen: Der zeitlich enge Bauplan des Generalunternehmers und Kostensteigerungen im Tiefbau verlangen eine sorgfältige Abstimmung zwischen Kommune, Förderstellen und Bauunternehmen. Hinzu kommt die Unsicherheit über die technische Substanz des Heizkraftwerksstandorts.

Trotzdem ist das Nahwärmeprojekt Dernau ein wichtiger Schritt hin zu einer resilienten, zukunftsfähigen und klimafreundlichen Wärmeversorgung. Es zeigt, dass aus dem Wiederaufbau eine echte Energiewende entstehen kann – getragen von kommunaler Verantwortung und dem Engagement der Menschen vor Ort.

Die Nahwärme Marienthal gilt als eines der erfolgreich realisierten Projekte im Ahrtal. Sie basiert auf einer warmen Nahwärmetechnologie, die Pellets als biogenen Energieträger mit Solarthermie kombiniert. Die Wärme wird über ein etwa ein Kilometer langes Netz verteilt, das 34 Gebäude – darunter Wohnhäuser und kleinere Betriebe – versorgt.

Die Heizzentrale befindet sich am Donau-Ries-Platz. Die Bauzeit betrug nur rund sechs Monate, und bereits im November 2022 konnte das Netz in Betrieb genommen werden. Betreiber ist die eegon GmbH, die für den technischen und wirtschaftlichen Betrieb verantwortlich zeichnet. Die Gesamtinvestition belief sich auf 2,1 Millionen Euro. Gefördert wurde das Projekt durch EFRE-REACT-EU und ZEIS-Wärme.

Die Hausanschlusskosten betragen je nach Gebäudetyp zwischen 15.000 Euro (Einfamilienhaus) und 20.000 Euro (Mehrfamilienhaus). Das System zeigt eindrucksvoll, wie durch die Verbindung von erneuerbarer Energie, regionalem Engagement und effizienter Planung eine nachhaltige Wärmeversorgung in kurzer Zeit umgesetzt werden kann.

Marienthal steht damit stellvertretend für die Erfolgsgeschichten des Wiederaufbaus im Ahrtal: Aus einer herausfordernden Situation heraus wurde ein Projekt realisiert, das Versorgungssicherheit schafft, die Umwelt entlastet und als Beispiel für andere Gemeinden dienen kann.