Wiederaufbau der Wärme- und Energieversorgung im Kreis Ahrweiler

Bild: Energieagentur Rheinland-Pfalz

8. Online-Veranstaltung zur Vorstellung der Entwicklung der Dorfwärmeprojekte im Ahrtal

Rund ein Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal nimmt der Aufbau einer nachhaltigen Wärme- und Energieversorgung in einer ganzen Reihe von Orten im Landkreis Ahrweiler konkrete Gestalt an. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt im Bereich Wärmenetze die lokalen Projekte intensiv.

So diente auch die achte Online-Veranstaltung am 6. Oktober 2022 zur „Vorstellung der Entwicklung der Dorfwärmeprojekte im Ahrtal“. Organisiert von der Energieagentur Rheinland-Pfalz und unterstützt von den Kooperationspartnern Kreisverwaltung Ahrweiler und ADD, soll Transparenz zum Umsetzungsstand der einzelnen Wärmenetzinitiativen im Ahrtal geschaffen, die Realisierungschancen und Umsetzungsrisiken bewertet und gegebenenfalls weitere Koordinations- und Unterstützungsbedarfe abgestimmt werden.

Organisator und Moderator Paul Ngahan von der Energieagentur Rheinland-Pfalz eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die rund 20 Teilnehmenden. In vierzehn von der Flutkatastrophe betroffenen Gemeinden an der Ahr werden zurzeit Nahwärmeprojekte verfolgt. Im Verlaufe des Abends konnte Herr Ngahan vielen, zumeist ehrenamtlichen, Projektverantwortlichen das Wort erteilen, die einen aktuellen Überblick über den Fortschritt und Entscheidungsbedarfe in den einzelnen Ortschaften geben konnten.

Kalte Nahwärme in Rech

In Rech, in der die Wärmeversorgung mit Wärmepumpen und einem gemeinsamen Erdwärmenetz („kalte Nahwärme“) erfolgen soll, wurde die nötige Zahl an Anschlussnehmern erreicht. Der Ortsgemeinderat hat der Errichtung einer kalten Dorfwärme für Rech bereits zugestimmt. Aktuell werden in der Ortsgemeinde die Finanzierung des Netzes sowie, mit Unterstützung einer Anwaltskanzlei, die Formulierung der finalen Verträge für die Anschlussnehmer erarbeitet. Das Projekt befindet sich voll im Zeitplan. Bis zum 30.Juni 2023 sollen die Erdsondenbohrungen sowie das Verlegen des Rohrnetzes abgeschlossen sein.

Wärmenetz in Marienthal in den Startlöchern

Mittels Biomasseverbrennung und Solarthermie wird ab November 2022 in Marienthal geheizt werden. Der Vertreter des Betreibers Eifel Energiegenossenschaft eG stellte heraus, dass dies nur durch die große ehrenamtliche Initiative vor Ort möglich geworden ist. Die offenen Gräben mit allen nötigen Wärmeleitungen werden in den nächsten Tagen geschlossen, das Netz soll anschließend zum ersten November warmgestellt werden, die Versorgung aller angeschlossenen Gebäude soll spätestens Mitte November sichergestellt sein.

Dernau und Mayschoß verzichten auf Gas

Auch in Dernau und Mayschoß sollen Wärmenetze hauptsächlich auf Basis von Biomasse und Solarthermie entstehen. Vertreter aus beiden Ortsgemeinden konnten berichten, dass inzwischen die Nutzung von Erdgas aus dem Konzept gestrichen wurde. Bedingt durch die Größe der beiden Nahwärmeprojekte wird derzeit nach professionellen Projektpartnern für Errichtung und Betrieb gesucht, der zur übernächsten Heizperiode 2023/2024 beginnen soll. Weiterhin wünschen sich Dernau und Mayschoß eine höhere öffentliche Förderung ihrer Nahwärmeprojekte, um eine große Teilnehmerquote und damit die Wirtschaftlichkeit zu sichern. Auch soll die Einbindung von Erdwärmespeichern untersucht werden.

Kalte Nahwärmenetze in weiteren Gemeinden geplant

In Altenburg zeigt sich ein stetiger Fortschritt des Projektes kalte Dorfwärme. Als nächste Schritte stehen hier die Gründung einer Energiegenossenschaft und die Erstellung der Leistungsverzeichnisse für die Ausschreibung auf dem Plan. Ansonsten befindet man sich im Zeitplan.

In der weiter Ahr-aufwärts liegenden Ortsgemeinde Kreuzberg konnte kein sicherer Standort für eine Heizzentrale gefunden werden. Allerdings haben sich hier einige private Eigentümer zusammengeschlossen und planen ein kaltes Nahwärmenetz für ca. acht Gebäude, dass für die Heizperiode 2023/2024 ans Netz gehen soll.

Nachdem in der Ortsgemeinde Ahrbrück die Interessebefragung abgeschlossen ist, arbeitet man an einer Machbarkeitsstudie für ein kaltes Wärmenetz. Hier liegt ein weiterer Fokus auf der Entwicklung des Konversionsgebietes auf dem ehemaligen Gelände der Firma Brohl Wellpappe.

Im Ortsteil Liers der Gemeinde Hönningen befindet man sich gerade in der Vorplanung für ein kaltes Nahwärmenetz. Die Einzelgespräche mit den interessierten Haushalten laufen, das nötige Anschlussziel sollte erreicht werden. Bis Mitte November ist das Abschließen von Vorverträgen möglich. Auch hier stellt sich die Frage der Fördermittel und inwieweit eine Realisierung bis zum 30. Juni 2023 möglich ist.

Aktueller Stand in weiteren Gemeinden

60 Interessenten aus der Bürgerbefragung konnten aus Dümpelfeld berichtet werden. Da sich diese jedoch auf drei Ortsteile aufteilen, wären eigene Netze in Lückenbach und Dümpelfeld realisierbar, ein eigenes Netz für Niederadenau wirtschaftlich leider fragwürdig. Wie vor Ort nun weiter verfahren wird, ist noch zu evaluieren.

Das kalte Nahwärmeprojekt in Insul leidet aufgrund der andauernden Planungen unter schwindenden Abnehmerzahlen. Viele Flutgeschädigte haben schon in neue Heizungen investiert, das nötige Anschlussziel wird somit wohl nicht erreicht werden. Eine Realisierung des Projektes im gesamten Dorf ist damit schwierig.

Aus den weiteren Gemeinden an der oberen Ahr konnte Paul Ngahan berichten, dass die Planungen dort unter Berücksichtigung neuer Fördertöpfe fortgeführt werden. Auch die Errichtung mehrerer kleinerer Wärmenetze anstelle eines großen für das gesamte Dorf ist denkbar.

Stand der Notlösungen für Wärmeversorgung

Anschließend wurde der aktuelle Stand für Notlösung für die Wärmeversorgung in der beginnenden Heizperiode vorgestellt. Im Ahrtal sollen rund 50 Haushalte durch mobile Brennwert-Öl-Heizungen versorgt werden. Die entstehenden Kosten für Strom, Brennstoff und Anschluss der Geräte müssen durch die Anschlussnehmer selbst aufgebracht werden, die Leihgabe der Geräte ist allerdings kostenlos.

Nachdem alle Fragen geklärt und kein weiterer Redebedarf durch die Teilnehmenden angemeldet wurde, dankte Moderator Paul Ngahan den Vortragenden und Anwesenden für ihre Teilnahme und schloss die Veranstaltung nach ca. einer Stunde.