Stromstudie für Metropolregion Rhein-Neckar

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) muss rasch und dauerhaft Fahrt aufnehmen, um den bis Mitte der 2040er Jahre stark steigenden Strombedarf der Region zu decken. Ungeachtet dieses Ausbaus wird die Region dabei weiterhin auf Stromimporte angewiesen sein. Dieser Bedarf besteht auch dann, wenn alle vorhandenen Potenziale für Erneuerbare Energien (EE) in der Region realisiert werden sollten. Das sind zentrale Ergebnisse der „Stromstudie für die Metropolregion Rhein-Neckar“, die die Versorgungssicherheit bis zum Jahr 2045 analysiert.

Erstellt wurde die Analyse durch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), beauftragt durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Metropolregion Rhein-Neckar, die sich im Herbst 2021 entschlossen hatte, die Folgen und Herausforderungen der Energiewende für die Region faktenbasiert zu untersuchen. Hintergrund: Die MRN ist bereits heute eine der stromintensivsten Regionen Deutschlands und das auch unabhängig von einzelnen sehr großen stromintensiven Verbrauchern in der Industrie.

„Der Stromverbrauch in der Metropolregion wird von heute 17 Terawattstunden pro Jahr bis zum Jahr 2045 auf 32 bis 38 Terawattstunden ansteigen, je nach zugrunde gelegtem Szenario. Haupttreiber hierfür ist über den gesamten Zeitraum die Industrie, die sich dekarbonisiert, also wegkommt von Öl und Gas, und sich dabei in gleichem Maße elektrifiziert", erläuterte Dr. Christoph Kost. Der ISE-Wissenschafftler bezifferte das Potenzial für EE in der MRN auf 16,2 Gigawatt (GW). Das ließe sich aber nur erreichen, wenn alle realistischen Potentiale auch erschlossen würden. Zum Vergleich: Die heute installierte Leistung liegt bei gerade einem Zehntel davon. Besonderes Potential sehen die Wissenschaftler in Photovoltaikanlagen (insgesamt 14,4 GW, davon 6,0 GW für Dach- und 8,4 GW für Freiflächen). Die Windkraft indes käme auf maximal 1,8 GW. Weitere wichtige Erkenntnis: „Die Region wird daher selbst bei Ausschöpfen all ihrer Potenziale auf Stromimporte von 10 bis 17 Terawattstunden im Jahr angewiesen sein", bilanzierte Kost.

Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz forderte insbesondere, die Übertragungsnetze von Nord nach Süd rasch auszubauen und dafür Plan- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Weiter mahnt Hornbach: „Die Metropolregion muss schnell an die europäische Wasserstoffinfrastruktur, den sogenannten H2-Backbone, angeschlossen werden.“ Hintergrund der Forderung ist die zunehmende Bedeutung von Wasserstoff für die Industrie.

Hornbach verwies des Weiteren darauf, dass der Ausbau der EE Wertschöpfung in die Region bringe und Widerstandsfähigkeit sowie Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft steigere. Weiter mahnt Hornbach: "Die Metropolregion muss schnell an die europäische Wasserstoffinfrastruktur angeschlossen werden."

IHK-Präsident Rhein-Neckar Manfred Schnabel betonte, dass die Studie eindrücklich zeige, dass jetzt ein Schulterschluss in der Region notwendig sei. Kommunale Alleingänge indes seien wenig hilfreich. „Die Studie zeigt, dass die Region die Chance auf einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien hat. Wir stehen hier aber erst ganz am Anfang.“ Damit der Ausbau der Erneuerbaren Energien gelänge, müssten mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. „Wir brauchen ein politisches und gesellschaftliches Klima, das den notwendigen Beitrag der gesamten Wirtschaft, sowohl von Unternehmen als auch den Fachkräften, zur Dekarbonisierung anerkennt und unterstützt", mahnte Schnabel. Auf dem Feld der Regulatorik gelte es, alle Hürden zu beseitigen, die den Ausbau der EE im Wege stehen, dazu zählen beispielsweise Regeln im Denkmalschutz, zur Begrünung von Dachflächen und im Eigentums- und Mietrecht. "Zudem muss die Verwaltung Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen."

Schnabel betonte angesichts der Studienergebnisse, dass die IHKs die derzeit laufende regionale Raumplanung in ihrem Ziel bestärken, ausreichend Flächen für EE bereitzustellen. Die Teilregionen mit viel Potenzial für EE dürfen mit Blick auf das begrenzte Flächenangebot nicht benachteiligt werden. „Es geht um einen fairen Interessensausgleich hinsichtlich Entwicklungsflächen und Strukturmitteln. In einer neuen Form der Zusammenarbeit liegt für alle Teilregionen ein riesiges Potential", so Schnabel.

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