Ein Grund zu feiern

Zwei der Windräder im Windpark Kröppen I, Bild: Energieagentur Rheinland-Pfalz

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„Die Stimmungslage war von Anfang an recht entspannt. Wir haben uns im Vorfeld bemüht, die Bürger bestmöglich aufzuklären und mitzunehmen“, berichtet Bürgermeister Steffen Schwarz von der Entstehung des Windparks ‚Kröppen I‘. Auch die Zusammenarbeit mit dem Betreiber sei von Anfang an sehr unkompliziert und offen gewesen.

Natürlich gab es aber auch Kritiker; beispielsweise befürchteten Bürger aus den Nachbargemeinden, die Windräder könnten zu laut seien. Die Anlagen sind allerdings so konzipiert, dass sie mit Ausnahme des direkten Umfelds nur bei absolut ungünstigen Windbedingungen überhaupt zu hören sind. Angesichts von Ukrainekrieg, Energiekrise und stärkerem Bewusstsein für den Umweltschutz sind die kritischen Stimmen nochmals erheblich leiser geworden.

Und die Tatsache, über das mit 241 Metern höchste Windrad in Rheinland-Pfalz zu verfügen, machte viele stolz, was sich schon bei der Anlieferung der Anlage zeigte: Als die riesigen Rotorblätter nachts um 3:30 Uhr ankamen, hatten sich knapp 50 Einwohner an der Baustelle versammelt, um den Konvoi zu empfangen.

Auch zur Eröffnung des Windparks war die Öffentlichkeit eingeladen. Beim Eröffnungsfest informierten Infotafeln und -stände die Besucher zu den Themen Windkraft, Wald und saubere Energiegewinnung sowie über Bau und Funktionsweise eines Windparks. Am 22. Juli wird es mit dem „Rotor-Festival“ eine Open-Air Veranstaltung mit elektronischer Musik im Windpark geben.

Willkommene Finanzspritze

Seit dem Osterpaket der Regierung im vergangenen Jahr gibt es für Kommunen zudem die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung für Bestandsanlagen. Der Betreiber des Kröpper Windparks hatte sich nach einer entsprechenden Anfrage seitens der Gemeinde direkt bereit erklärt, einen entsprechenden Vertrag aufzusetzen. 0,2 Cent je Kilowattstunde zahlt FP Lux Wind nun seit 2022 an die 700-Einwohner-Gemeinde. Pro Jahr kommt somit ein stolzer Betrag zusammen, die Vereinbarung gilt bis 2040.

Aber nicht nur Kröppen, auch die Nachbargemeinden, die im 2,5 Kilometer Radius des Windparks liegen, können sich über einen unerwarteten Geldsegen freuen, denn sie profitieren ebenfalls von der Regelung und erhalten eine finanzielle Beteiligung. Das ist in Zeiten klammer Kassen eine willkommene Finanzspritze und trägt zur höheren Akzeptanz der Windkraftanlagen bei.

Die Windparks Kröppen I und Staustein, ebenfalls auf Kröpper Gemarkung gelegen, können heute schon mehr als 15.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen und haben eine Kapazität von 17,4 Megawatt. „Ich finde das für ein Dorf unserer Größe schon enorm und kann mit Stolz sagen, dass wir einen überdimensionalen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, freut sich der Bürgermeister.

Weiterer Windpark in Planung

Die Gemeinde hat weitere Pläne auf dem Weg der Energiewende: Im künftigen Windpark Kröppen II sollen bis zu drei weitere Windkraftanlagen entstehen. Die Planung läuft gerade; Schwarz ist optimistisch, dass der Park bald realisiert werden kann: „Die extrem langwierigen Verfahren sollen ja nun endlich beschleunigt und vereinfacht werden. Und auch beim Artenschutz soll es einfacher werden, Kompromisse zu finden.“

Bei den künftigen Anlagen soll es auch einen Bürgerstromtarif geben oder die Möglichkeit, als Bürger Anteile an der Anlage zu erwerben. Und das kann sich dann für die Einwohner auch persönlich finanziell lohnen.

Das kleine Dorf ist aber nicht nur in Sachen Windkraft unterwegs, sondern betreibt seit vielen Jahren einen kleinen Solarpark. Den möchten die Kröpper ebenfalls aufstocken: „Wir sind gerade in Gesprächen über die Ansiedlung eines großen Solarparks in der Größenordnung von acht bis zehn Hektar“.

Bei der Umsetzung der Energiewende rät Schwarz anderen Kommunen:  „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass es andere schon für uns richten werden, sondern müssen selbst tätig werden und unseren Beitrag leisten. Natürlich gehören Windkraftanlagen nicht zu den attraktivsten Bauwerken, aber es sind keine Monumente für die Ewigkeit. Sie erfüllen ihren Zweck, bis neue Technologien zur Verfügung stehen und können dann jederzeit, mit dem im Voraus hinterlegten Geld, rückstandslos zurückgebaut werden.“

Es gibt zudem zahlreiche Möglichkeiten, einen Beitrag zum Schutz unseres Klimas zu leisten. Sei es die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED, eine klimaangepasstes Waldmanagement, oder die Anlage von Solarparks auf landwirtschaftlich schwer zu bewirtschaftenden Flächen. Schwarz ist überzeugt: „Wenn das Bewusstsein erst mal geweckt ist, gibt es viele Möglichkeiten, die als positiver Nebeneffekt der Gemeinde auch einiges an Geld in die klammen Kassen spülen. Wir haben einen sehr jungen Gemeinderat, der sich der Dringlichkeit wohl schon ein Stück weiter bewusst ist, als das in manch anderen Gemeinden der Fall ist“.

Für Rückfragen steht Bürgermeister Steffen Schwarz telefonisch zur Verfügung unter: 01525-3474391


Best-Practice-Serie "Kommunen Machen Klima"

Klimawandel und Energiewende sind Herausforderung und Chance zugleich. Den Kommunen kommt bei ihrer Bewältigung eine zentrale Rolle zu – sie gestalten mit ihren Entscheidungen, Maßnahmen und Projekten die Zukunft ihrer Bürgerinnen und Bürger. Und sie sind in vielen Fällen Vorbilder beim Einsatz für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.

Eine Reihe von besonders gelungenen Beispielen präsentieren wir regelmäßig im Rahmen der Serie "Kommunen Machen Klima": erfolgreiche Projekte, innovative Lösungen, ermutigende Erfolge, Chancen für die Zukunft. Alle zwei Wochen, immer dienstags, finden Sie einen neuen Beitrag auf der Seite "Kommunen Machen Klima" – verbunden mit der Hoffnung, dass die vorgestellten Taten möglichst viele Nachahmer finden werden. Denn der interkommunale Austausch kann Klimaschutz, Energiewende und eine klimaangepasste Entwicklung beflügeln. Kurz: Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!

Auch diese „Best-Practice“-Serie ist eine Gemeinschaftsaktion. Sie wird getragen von Landkreistag, Gemeinde- und Städtebund, Städtetag und der Energieagentur Rheinland-Pfalz, unterstützt vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen.